70% scheitern an der KI-Umsetzung weil digitale Kompetenzen fehlen

Künstliche Intelligenz (KI) gilt als Gamechanger für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen – von der Prozessoptimierung bis zur Produktinnovation. Doch eine aktuelle Analyse offenbart eine ernüchternde Realität: Rund 70% der Unternehmen scheitern an der Umsetzung, weil digitale Grundlagen und überfachliche Kompetenzen fehlen. Eine umfassende Studie des Zukunftszentrums KI NRW bestätigt diesen Befund: Zwar behandeln etwa 37% der Erstanfragen von KMUs bereits KI-Themen – doch nur ein Bruchteil der Unternehmen verfügt über die notwendigen Voraussetzungen, um überhaupt erste KI-Demonstratoren zu entwickeln. Meist fehlen konsistente Datenstrukturen, digitalisierte Prozesse und ein breites Technologieverständnis.

Für Entscheider:innen in HR und Unternehmensführung stellt sich daher eine zentrale Frage: Wie können wir sicherstellen, dass unsere Organisation nicht an den Basiskompetenzen scheitert, sondern nachhaltig KI-Readiness aufbaut?


Das Fundament: Digitale Reife als Voraussetzung für KI-Exzellenz

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen eine kritische Erkenntnis: Bevor Schlüsseltechnologien wie KI ihr volles Potenzial entfalten können, müssen oft erst grundlegende digitale Hausaufgaben gemacht werden. Dazu gehören:

  • Datenmanagement & -qualität: KI-Systeme sind nur so gut wie die Daten, mit denen sie trainiert werden. Fehlende Datenkonsistenz, mangelnde Aufbereitung oder unstrukturierte Datenlandschaften sind massive Hürden.

  • Prozessdigitalisierung: Die Einführung von KI im Kerngeschäft setzt oft voraus, dass zugrundeliegende Prozesse bereits digitalisiert und standardisiert sind.

  • Grundlegendes Technologieverständnis: Ein Basiswissen über digitale Technologien und deren Funktionsweise ist im gesamten Unternehmen notwendig, um Einsatzmöglichkeiten realistisch einschätzen und Akzeptanz fördern zu können.

Implikation für Entscheider:innen: Auch wenn Ihre Organisation bereits in Teilen digital fortgeschritten ist – wie "KI-ready" sind Ihre Fachbereiche wirklich auf Daten-, Prozess- und Verständnisebene? Eine ehrliche Bestandsaufnahme ist der erste Schritt, um Fehlinvestitionen zu vermeiden und eine solide Basis für KI-Initiativen zu schaffen.

Die zwei Seiten der KI-Kompetenz: Technologie UND Mensch

Die Studie identifiziert acht zentrale Handlungskategorien, die sich in zwei Dimensionen aufteilen: Technische Kompetenzen und Schlüsselkompetenzen (Soft Skills). Diese Unterscheidung ist essenziell:

  • Technische Kompetenzen: Hierzu zählen der grundlegende "Einstieg in KI" (Verständnis von Arbeitsweise, Potenzial, Herausforderungen), der "innovative Einsatz von KI" (konkrete Anwendung in Produktion, Kommunikation, Verwaltung) sowie übergreifende "Digitalisierung und Prozessgestaltung".

  • Schlüsselkompetenzen: Diese reichen weit über den technischen Bereich hinaus und sind für alle Mitarbeitenden relevant. Dazu gehören "Kreativität/Agilität/Lösungs- & Innovationskompetenz", "Kommunikation/Motivation/Veränderung", "Resilienz und Gesundheit im digitalen Wandel" sowie "Fachkräftesicherung/Gestaltung des demografischen Wandels/Diversität".

Die Studie beobachtet einen interessanten Trend: Während anfangs die Nachfrage nach Schlüsselkompetenzen hoch war, verschob sich der Fokus mit der zunehmenden Präsenz von KI-Tools wie ChatGPT hin zu technischen Kompetenzen. Die Autoren warnen jedoch eindringlich davor, Soft Skills zu vernachlässigen. Gerade die erfolgreiche Integration von KI erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine, klare Kommunikation, Empathie und die Fähigkeit, Ängste und Bedenken im Veränderungsprozess zu adressieren.

Implikation für Entscheider:innen: Eine zukunftsfähige Kompetenzstrategie im KI-Zeitalter muss beide Dimensionen berücksichtigen. Wie balancieren Sie in Ihrer Organisation die Entwicklung von technischem KI-Know-how mit der ebenso wichtigen Stärkung der "Human Skills", die für Adaptivität, Kollaboration und ethischen Umgang mit Technologie unerlässlich sind?

Von der Analyse zur adaptiven Organisation: KI-Kompetenzen systematisch gestalten

Die Studie macht deutlich: Eine "One-size-fits-all"-Qualifizierungsstrategie greift zu kurz. Benötigt wird ein unternehmensspezifischer, differenzierter Ansatz, der die heterogenen Vorkenntnisse berücksichtigt.

  • Bedarfsanalyse & Sensibilisierung: Unternehmen müssen zunächst für die realen Anforderungen von KI-Einführungen sensibilisiert werden und interne Schritte zur Vorbereitung identifizieren.

  • Partizipative Gestaltung: Einführungs- und Anwendungsprozesse von KI-basierten Systemen sollten gemeinsam mit den Beschäftigten gestaltet werden, um Akzeptanz zu fördern und das Expertenwissen der Mitarbeitenden zu nutzen.

  • Kontinuierlicher Lernprozess: Die technologische Entwicklung ist rasant. Daher muss ein permanenter Weiterbildungsprozess im Unternehmen etabliert werden.

Strategische Perspektive für Entscheider:innen: Mehr als nur ein IT-Projekt

Die Einführung von KI und der Aufbau entsprechender Kompetenzen ist keine rein technische Aufgabe, die an die IT-Abteilung delegiert werden kann. Es ist eine strategische Kernaufgabe der Organisations- und Personalentwicklung, die tief in die Kultur, die Prozesse und die Führungsprinzipien eines Unternehmens eingreift. Organisationen, die hier erfolgreich sein wollen, benötigen:

  • Eine klare Vision für den Einsatz von KI, die mit der Unternehmensstrategie verknüpft ist.

  • Eine Datenstrategie, die Verfügbarkeit, Qualität und Datenschutz gewährleistet.

  • Eine Kompetenzstrategie, die sowohl technische als auch überfachliche Fähigkeiten fördert.

  • Eine Kultur, die Experimentierfreude, lebenslanges Lernen und den konstruktiven Umgang mit Veränderung unterstützt.

Intelligente Architekturen für Ihre KI-gestützte Zukunft

Bei KYBERNET verstehen wir, dass der Weg zur KI-gestützten, adaptiven Organisation eine systemische Herausforderung ist. Unser Ansatz, basierend auf dem KYBERNET Framework (Kompetenzarchitektur, Organizational Intelligence, Resilienzdesign), wird durch unsere Expertise in der Entwicklung maßgeschneiderter KI-Agentensysteme ergänzt. Wir helfen Ihnen nicht nur, die strategischen und organisationalen Voraussetzungen für den erfolgreichen KI-Einsatz zu schaffen, sondern können auch die intelligenten Werkzeuge entwickeln, die Sie benötigen – beispielsweise KI-Agenten zur Analyse von Skill-Gaps, zur Identifikation von Trainingsbedarfen oder zur Sentiment-Analyse im Kundenkontakt. Immer mit dem Fokus auf Datenschutzkonformität und die Stärkung Ihrer Datenhoheit.

Ihr nächster Schritt: Kompetenzbasierte Readyness sichern

Der Weg zur erfolgreichen KI-Integration beginnt nicht mit der Technologie – er beginnt mit den richtigen Kompetenzen. Bevor Sie KI-Projekte starten, stellen Sie sicher: Sind Ihre Daten, Prozesse und Teams wirklich bereit? Wir bei KYBERNET unterstützen Sie dabei, eine robuste, strategisch fundierte Kompetenzarchitektur zu entwickeln – mit klarem Fokus auf die Voraussetzungen, die nachhaltigen KI-Erfolg erst möglich machen.

Strategy Briefing: KI-Kompetenz & Future Readiness anfragen →

Quellenbasis für diesen Beitrag: Ludwig, T., Azabal, N., Fries, M., Nießner, J., Elsholz, U., Lützenkirchen, S., Thomas, M., & Schröder, L. (2024). KI-Kompetenzen in der Praxis: Eine Analyse deutscher KMUs. HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik, 61, 100-113.

Prof. Dr. Kai Reinhardt

Prof. Dr. Kai Reinhardt ist Professor für Organisation und Personalentwicklung an der HTW Berlin und Gründer von KYBERNET. Er forscht und berät seit über 20 Jahren zu Kompetenzmanagement, digitaler Transformation und der Gestaltung adaptiver Organisationen.

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ESG macht Neuausrichtung des HR-Reportings erforderlich